Die Geschichte des Coburger Mohr
Der Mohrenkopf
Der Mohrenkopf symbolisiert den Schutzpatron der Stadt Coburg, den heiligen Mauritius. Er war Führer der Thebaischen Legion im Rang eines Legaten, heute etwa in der Stellung eines Generals. Nach seiner Herkunft war er kein Mohr, sondern Nordafrikaner. Trotzdem wurde er wegen seines Namens von den Künstlern des Mittelalters gerne als Mohr dargestellt. Anlässlich der Jahrtausendwende erinnert sich die Stadt Coburg des heiligen Mauritius, ihres Schutzpatrons im offiziellen Wappen, dem die städtische Hauptkirche St. Moritz geweiht ist.
Mauritius-Legende
Mauritius stammt aus Oberägypten und lebt im dritten Jahrhundert, als dort das Christentum schon weit verbreitet war. Die Landschaft hieß Thebais und gehörte, wie der gesamte Mittelmeerraum, zum Römischen Reich.Die Legende erzählt von einer in dieser Gegend vorhandenen christlichen Legion.
Als im Herbst 285 in Südgallien ein großer Aufstand unterdrückt werden musste, rief Kaiser Maximillian ein starkes Heer zusammen. Dazu gehörte auch die kampferprobte Thebaische Legion.
Sammelplatz war das 20 km oberhalb des Genfer Sees gelegene Agaunum, das heute Staint Maurice heißt und nicht mit dem bekannten Kurort St. Moritz im Engadin verwechselt werden darf. Bei einem großen Feldgottesdient am Beginn des Krieges sollten die heidnischen Staatsgötter verehrt werden, zu denen auch das Standbild des Kaisers gehörte.
Dies führte zu einer Meuterei der ganzen christlichen Legion, was als Gotteslästerung, Majestätsbeleidigung, Meuterei und Hochverrat geahndet wurde. Mauritius als Rädelsführer wurde enthauptet. Die Christen unter den Bauern der Umgebung pflegten nach Abzug des römischen Heeres das Grab des fortan als Märtyrer verehrten Mauritius. Nach etwa hundert Jahren stand bereits eine Kirche über seinem Grab.
Schutzpatron deutscher Kaiser
Mauritius wurde der Schutzpatron Burgunds. Um dieses Herrschaftsgebiet fest ans Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu binden, heirateten deutsche Kaiser und Fürsten Burgunder Prinzessinnen. So erhielt Otto I. anlässlich seiner Heirat 951 mit Adelheid, der Tochter von König Rudolf II. von Burgund, von diesem zum Weihnachtsfest 960 die Reliquien des heiligen Mauritius für seinen Dom St.Mauritius in Magdeburg. Sie galten dort als das ehrwürdigste Heiligtum auf deutschem Boden.
Als sicher galt, dass die Verehrung des heiligen Mauritius zur Zeit der Ottonen und Stauferkaiser in Deutschland geblüht hat. Davon zeugt die große Zahl der Mauritius- und Morizkirchen sowie die noch größere Zahl der Mauritius- und Mohrenwappen von Adelsgeschlechtern, Bistümern, Klöstern, Städten und Dörfern.
In Coburg ließ der Landesherr schon bald nach 1353 silberne Pfennige prägen, die etwa seit 1380 neben dem Meißner Löwen des Landesherren als Zeichen des Münzmeisters das Bild des Mohrenkopfs zeigten.
Mohrenkopf seit 1493
In alten Akten tauchte das Wort "Mohrenkopf" erstmals im Jahre 1493 auf. Damals ließ sich ein Zinngießer nieder, der die Auflage bekam, seine Ware neben seinem Meisterzeichen mit dem Mohrenkopf zu versehen. Der älteste Abdruck des Stadtsiegels mit dem Mohrenkopf stammt aus 1521.
In der ältesten Stadtchronik wird erwähnt, dass am 1. Juni 1622 von dem Schieferdecker Conrad Schreyer der geharnischte Mann (heute im Volksmund "Bratwurstmännle" genannt, gilt als Maß für die Coburger Bratwürste), auf den Rathausturm gesetzt wurde. 1575 schuf Hans Schlachter den "Coburger Erker" am Rathaus. Dort fanden sich die beiden Wappenfiguren: einmal außen in der Hand des steinernen Mauritius und im Schlussstein des inneren Gewölbes.
Nur kurzfristig musste die Wappentradition Coburgs den NS-Machthabern weichen, die der Stadt als neues schwarz-gelbes Stadtwappen ein Schwert mit Hakenkreuz verordneten. Nach dem Einmarsch der Amerikaner im Jahre 1945 gehörte es zu den ersten Amtshandlungen des damaligen kommissarischen Oberbürgermeisters und Stadtamtmannes Alfred Sauerteig, den Mohrenkopf als Stadtwappen wieder einzuführen.
In den folgenden Jahren wurden ohne Entscheidung des Stadtrats in der Stadtverwaltung verschiedene Mohrenköpfe im Wappen und Siegel verwendet. Das abgebildete Wappen und Siegel wurde offiziell vom Stadtrat erst 1974 beschlossen und eingeführt.
Ein Stück Stadtgeschichte
Der steinerne Kopf des heiligen Mauritius, der als Gewändefigur außen an der Turmfront der Morizkirche angebracht ist, befindet sich heute im historischen Rathaussaal der Stadt Coburg. Der Kopf der Figur war bei Bauarbeiten an der Kirche abgebrochen und wurde aus dem Bauschutt durch einen kunstbewussten Bürger geborgen.
Die Standfigur erhielt einen neuen Kopf und das Original wanderte in den Rathaussaal, um dieses schöne spätgotische Werk nicht weiteren Zerstörungen durch Witterungseinflüsse auszusetzen.